Mediensucht vorbeugen
Andreas Pauly, seit über zehn Jahren als Medienpädagoge unter anderem für die Caritas tätig, führte durch einen Elternabend zum Thema Mediensuchtprävention. Auch in diesem Schuljahr wurde an unserer Schule wieder eine Gruppe von Jugendlichen aus den neunten Klassen als „Netpilot*innen“ ausgebildet, Jugendliche, die sich intensiv mit digitalen Medien auseinandergesetzt haben und als Peers andere Schüler*innen beraten. Sie stellten sich vor und brachten ihre Sicht in die Diskussion ein. Als Gastreferent vertrat Andreas Pauly den neu gegründeten Verein Mediensuchtprävention NRW.ev.
In vielen Familien sind Konflikte rund um die Mediennutzung ein allgegenwärtiges Thema. Eine der zentralen Fragen war, wie man Mediensucht erkennt. Andreas Pauly erklärte, dass es weniger um die Zeit gehe, die online verbracht wird, sondern vielmehr um Verhaltensmuster wie Nervosität, Angstzustände bis hin zu körperlichen Entzugserscheinungen in Abwesenheit der Geräte oder die Unfähigkeit, davon zu lassen, selbst wenn negative Konsequenzen drohen. Dies führe zur Vernachlässigung von sozialen Kontakten, Schule und Ausbildung.
Zur Veranschaulichung präsentierte Pauly Informationen aus einer Studie der BZgA aus dem Jahr 2020, die besagte, dass 8,4 Prozent der Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren unter Mediensucht leiden. Besonders bemerkenswert war die Erkenntnis, dass Jugendliche an Wochentagen durchschnittlich 3,5 Stunden mit Medien verbringen, ohne die schulische Nutzung mitzurechnen.
Im weiteren Verlauf des Abends gaben die Netpilot*innen Einblicke in einige bei Jugendlichen beliebte Apps wie TikTok und Snapchat. Johannes, 13 Jahre alt, erklärte: „Man schaut sich einen kurzen Film an, hat einen kurzen Lacher, das ist angenehm.“ Andreas Pauly warb humorvoll für einen verständnisvollen Umgang der Eltern mit solchen Inhalten, die gerade deshalb so reizvoll für Jugendliche seien, weil die Generation der Eltern sie oft kritisch betrachte.
Zeitbeschränkungen und Zeitkonten, insbesondere bei jüngeren Kindern und Jugendlichen, seien unbedingt empfehlenswert, so Pauly. Er hob eine stabile und liebevolle Eltern-Kind-Beziehung als wichtigen Schutzfaktor hervor und ermutigte die Eltern, Vorbild zu sein, klare Regeln zu vereinbaren und konsequent durchzusetzen sowie Alternativen zur Medienbeschäftigung aufzuzeigen. Medienfreie Zeiten und der kontinuierliche Dialog mit den Kindern wurden ebenfalls betont.
Die Netpilot*innen gaben abschließend ihre eigenen Tipps: Vincent, 14 Jahre, meinte: „Abends das Handy abzugeben ist eigentlich ganz gut, dann kapiert man auch, dass Schluss ist.“ Lena, 14 Jahre, betonte die Bedeutung von Vertrauen: „Wichtig finde ich, dass nicht immer gleich etwas Schlimmes angenommen wird. Es gibt auch wirklich gute und interessante Inhalte im Netz. Und man sollte uns mit Vertrauen begegnen.“ Die Netpilot*innen unserer Schule planen weitere Workshops, um gleichaltrige und jüngere Schüler*innen für im Umgang mit Medien zu sensibilisieren.
Renate Neffgen